Storytime Kapitel 3: Wie steht es um das geheimnisvolle Rezept?

Storytime Kapitel 3: Wie steht es um das geheimnisvolle Rezept?

Nicht nur die Übergabe des Rezeptes war ein mysteriösen Unterfangen gewesen, auch die Rezeptur selber war in kryptischer Manier geschrieben. Eine kaum zu entziffernde Handschrift, eigentümliche Abkürzungen und ungenaue Maßangaben machten es Fabio in den darauffolgenden Wochen schwer, den gleichen Geschmack wie Monsieur Gillard zu kreieren.

Erst nach zahlreichen Fehlschlägen und vielen Geschmacksproben war Fabio mit dem Ergebnis zufrieden und erkannte das gleiche Aroma auf seiner Zunge, wie kurz zuvor auf dem Altstadtfest. Endlich! Fabio stellte sein Glas auf dem Tisch ab und griff nach seinem Handy, welches aufdringlich in seiner Tasche vibrierte. Eine Einladung zu einem spontanen kleinen Gartenfest. Ich könnte eigentlich gleich ein bisschen von Monsieur Gillard’s Getränk mitnehmen., dachte er und schickte eine Nachricht mit einer Zusage. Er nahm eine leere Whiskey Flasche, füllte es mit der goldenen Mischung und packte es in seine Tasche. Dann machte er sich auf den Weg zur Gartenparty.

„Ich habe ein cooles neues Getränk mitgebracht!“, begrüßte er aufgeregt die Gastgeberin, die ihn an der Tür empfing. Sie lachte. „Ach echt?“, rief sie. „Was ist es denn?“ Fabio überlegte kurz. „Schwer zu sagen, du musst es probieren.“, grinste er. „Okay. Komm aber erst einmal rein.“, sagte sie und winkte ihn über die Türschwelle. Gemeinsam gingen sie durch den Flur hindurch nach hinten in den Garten, wo etwa ein Dutzend Leute standen und sich aufgeregt mit den Händen gestikulierend unterhielten. Überall waren kleine Tische aufgebaut, auf denen Snacks und Drinks in reicher Fülle zu finden waren. Fabio ging auf einen der Tische zu, holte die Flasche mit Monsieur Gillard’s Getränk heraus und stellte es ab.

Dann griff er nach einem Becher und füllte sich selbst ein wenig von der goldbraunen Flüssigkeit ein. „Ein bisschen hell für Whiskey.“, sagte ein junger, langgewachsener Mann, der sich aus einem Gespräch mit seinen Freunden ausklinkte und interessiert auf den Becher in Fabio’s Hand deutete. „Das ist auch kein Whiskey.“, erwiderte Fabio und freute sich über die Beachtung. „Das ist ein Gin Gillard.“, warf er nach kurzer Überlegung hinterher. „Gin Gillard? Was soll das denn sein?“, fragte der junge Mann und trat an den Tisch heran, um die Flasche und ihren Inhalt näher begutachten zu können.

„Das ist ein geheimes Rezept aus der Normandie von einer Familie, die Gillard heißt. Und da das Getränk mit Gin hergestellt wird, heißt es Gin Gillard.“ Der junge Mann griff nach einem Becher, schenkte sich einen Fingerbreit ein und nippte misstrauisch daran. Als das Getränk jedoch seine Lippen berührte, erhellte sich seine Miene und seine Gesichtsmuskeln entspannten sich. „Das ist ja der Wahnsinn!“, rief er aus. Fabio lächelte zufrieden. „Wo kriegt man das?“, fragte der junge Mann. „Bisher nirgendwo.“, erklärte Fabio zögerlich. „Schade. Ich hätte gern was davon für meine Party nächste Woche gehabt.“

Auch in den folgenden Jahren schenkte Fabio immer wieder auf Festen von Freunden oder auf kleinen Veranstaltungen Gin Gillard aus und immer wieder wurde er gefragt, wo man diese Kostbarkeit erwerben könne. Und immer wieder musste er in die enttäuschten Gesichter blicken, nachdem er erklärte, dass es das nirgends zu kaufen gibt. Einige schlugen ihm vor, selber ein Unternehmen zu gründen und Gin Gillard zu verkaufen, doch es dauerte über ein Jahrzehnt, bis Fabio den Entschluss gefasst hatte, das auch wirklich durchzuziehen. Nachdem er sich von Monsieur Gillard die Erlaubnis geholt hatte, überlegte er, wie er besten vorgehen sollte. Ich brauche Partner., dachte er schließlich

By Cornelius Schätz